Montag, 24. Oktober 2011

grenzüberschreitung.










Dieser Eintrag wird lang. Ekelerregend lang. Ich werde es liebevoll strukturieren.

Waren dieses Wochenende in Swaziland. Man möge es googeln. Swaziland ist ein Königreich gelegen in Südafrika, angrenzend an Mozambique. Der König hat bescheidene 15 Frauen und wählt jetzt irgendwann seine 16. Dame. Er darf wählen, wen er will. Das ist das Gesetz in Swaziland. Wer da wohnt, darf heiraten, bis kein Ring mehr an den Finger passt.


FREITAG
Nach der Arbeit, pünktlichst um 13.00Uhr, sind wir gestartet Richtung Swaziland. Jedoch nicht mit Horst-Dieter. Denn Henk, unser Autovermieter, fand Horst-Dieter nicht wirklich sicher. Deswegen gabs nen kleinen Toyota, mit halb so viel Platz. Henk sagte, diese Autos seien 'reliable'. Wir nannten das Auto also George Reliable (man behalte diesen Fakt im Hinterkopf. Er wird noch die ein oder andere Rolle spielen. Wer nicht weiß, was reliable bedeutet, muss es erst googeln. Das ist ne Anweisung). Maaikes Navigationssystem ist leider nur für Südafrika. Wir haben uns also ne Stadt in der Nähe von Swaziland gesucht. Man rate wie sie heißt? Amsterdam. Jawohl. Amsterdam zu erreichen, dauerte nur 320km. Hier also qausi um die Ecke. Die erste Zeit war die Hinreise noch relativ unspektakulär. 100Km geradeaus. Ein leichtes. Danach einmal links und dann weiter 98,8km immer in die gleiche Richtung. Die Natur war unfassbar. Wirklich. Natürlich alles schon mal im Fernsehen gesehen, aber wenn man da doch im echten Leben durchfährt, ist es der Wahnsinn. Ich habe zwischendurch tatsächlich gedacht, ich muss weinen, so schön war das. Affen am Straßenrand, 50km lang nichts außer Flachland und im Hintergrund Berge. Dann ein kleines Dorf. Dann wieder nichts. Berge, unfassbar grün. Erinnerte uns an Schottland. Dann wieder unendliche Weite. Vor uns eine Straße, die so gerade verlief, dass wir 30km weit schauen konnten. Unfassbar. Wirklich unfassbar. Ich bin nicht oft sprachlos. Aber während der Fahrt habe ich wenig gesprochen. Als wir Amsterdam erreicht haben, waren wir jedoch minimal enttäuscht. Kleine Stadt, ne Menge Menschen, Schmutz und auf keinen Fall ein Ort für Weiße um stehen zu bleiben. Von da aus haben wir uns mehr oder minder durch gerettet, sind Schildern gefolgt und waren 90min später am Grenzübrgang 'Nerston'. Hübscher kleiner Grenzübergang mit geschlossenen Toren. Mmmh. Kam uns komisch vor, aber wir waren euphorisch. Da denkt man ja weniger nach. Es war 18.30. Es wurde dunkel und wir befanden uns da in der Einöde. Ein netter, kleiner Mann, der mit seiner Aktentasche das Weite suchte, sah uns und kam zurück. Er fragte uns, was wir denn wollten. Lustig, der Kleine. Nach Swaziland wollen wir. Ist doch klar. Bevor ich das sagen konnte, deutet der Grenzwärter auf unsere kleine, seitliche Blinkerlampe. Die baumelte nämlich an nem Kabel am Auto. Beim Versuch sie wieder rein zu drücken, fiel die Kappe ab. Die liegt jetzt im Auto. Reliable zum 1. !

Zurück zum Grenzübergang. Der freundliche Herr informierte uns, dass wir zu spät sind. Geschlossen seit 18.00!!! Haha. Lustig, wenn man in der Dämmerung im Niemandsland steht. 4 weiße, ein auseinanderfallendes Auto und keinen Plan, wo man hin muss. Wir sind also umgedreht und den Anweisungen des netten kleinen, putzigen Mannes gefolgt. Nach Carolina sollten wir. Dann abbiegen und dann nach Oshoek. Der Grenzübergang, der bis 22.00 geöffnet ist. Spitze. Wir fragten, wie lange das dauern würde. 'Only about 2 hours or something like that. It is not that far'. Juhu, willkommen in Afrika und deren Empfindungen von 'nicht weit'. Mit einer wagen Beschreibung, jetzt überhaupt keinem Licht mehr von oben also in Richtung Carolina. So weit so gut. Vor 22.00Uhr würden wir ankommen. Sind wir auch, kann ich schonmal sagen. Aber wie... Pah. Es war wirklich nirgendswo irgendwas. Kein Mensch, keine Stadt, kein Licht. Nichts. Wir sahen nichts. Yannick hat dann beschlossen, er öffnet mal sein Fenster. War ja auch warm. Leider ist der Fenstergriff abgefallen. Das Fenster war offen, ging nicht mehr zu. Wir wollten stehen bleiben, grad in dem Moment, als neben uns ein Schild auftauchte. Aufschrift:' Crime alert. Do not stop!'. Spitze. Offenes Fenster, arschkalt, arschgefährlich. Angelika ist also stramm weiter gefahren uns zu dritt haben wir probiert das Fenster wieder hoch zu schieben.(Reliable zum 2.!) Hat auch geklappt, nach 5Minuten Panik. Danach hatten wir doch nen bisschen Respekt vor der ganzen Situation. Nach ungefähr 30Minuten habe ich angefangen mein Gehirn zu benutzen: Im Navi kann man nach nützlichen Plätzen suchen, auch nach Grenzübergängen. Da sind wir eingetroffen um 20.15Uhr. Beste prime time! Also raus aus dem Auto und samt Personalausweis ab in den kleinen Bunker. Hätt auch fast so schmissig geklappt, wie es klingt, wenn die Autotüren schließen würden. Meine schloss nicht. Eigentlich immer automatisch mit der Fahrertür. Diesmal nicht. Auch nicht mit drücken, beigen, brechen. Auto blieb auf. Herrlich! Weitere 5 Minuten, und reliable zum 3.!, und das Auto war dicht. Ne Menge unlogisches Grenzgetue und wir waren in Swaziland. Mit ner Zeitung, denn da war ne Karte drin, die uns den Weg weisen sollte.
Haben das Hostel in nem Naturreservat gebucht. Mit Krokodilen, Nilpferden und diversen anderen Tieren, die man nachts auf jeden Fall treffen will. Weitere 60Minuten und wir haben das Mlilwane Wildlife Sanctuary gefunden. Abgebogen und der Spaß ist begonnen. Teer hat man da ja nicht. Irgendwann haben wir das Nachtgate gefunden. Der freundliche Mann hat uns auch reingelassen. Sind also quasi blind durch das Naturreservat gefahren. Was ein Spaß, wenn das Licht zwischendurch Tieraugen anleuchtet und man keine Ahnung hat, wo man ist und wer da noch so ist.Auf halber Strecke kam uns ein weiterer netter, kleiner Mann entgegen. Der arbeitet im Hostel, hat aber Feierabend. Haha. Ich sah meinen Schlafplatz dahin gehen. Er sagt, das wär an sich alles kein Problem, denn die Nachtwache sei ja am Hostel. Die kann aber leider kein Englisch. Spitze. Wir am Hostel angekommen hat er auch gleich verstanden, dass wir nen Dorm (Mehrbettzimmer) gebucht haben. Schlafen konnten wir schonmal. Hunger hatten wir auch. Das hat er aber nicht verstanden. Er zeigte mir den Kühlschrank und den Herd. Super Sache, wenn man nichts zum Kochen dabei hat und Hunger.

Sind also hungrig, nach Mückenzeug stinkend (Malaria und so), im Dunkeln und vollkommen fertig nach 9Stunden Autofahrt ins Bett gestapft. Ohne überhaupt nur den Hauch einer Ahnung, wie Swaziland aussieht!


SAMSTAG
Morgens, frohen Mutes, um 7Uhr auf die Beine. Denn Frühstück gab es nur von 6.30 bis 8.00Uhr. Fand ich am Abend zuvor noch ziemlich lächerlich, habe ich am Morgen um 7.00Uhr verstanden. Wer in dem Hostel wohnt, der schläft nicht lange. Das Reservat war der Wahnsinn und unsere Aussicht auch. Mittendrin mit einem Ausblick auf ne Menge Land und Tiere: Zebras, Gnus und Springböcke grasten vor dem Zaun unseres Hostels. Der Pool war sauber, wir hatten Hunger. Jamjam, trocken Toast mit Ei und Cornflakes ausm Eimer. Danach beschlossen wir, dass ich irgendwo gelesen habe, dass man die Cultural Village besuchen kann. Wir erzählten das der Hosteldame und die wollte gleich buchen. Hab ich nicht verstanden, dann in meinem Reiseführer stand, dass man da so hin kann und fertig. Nein, sie wollte buchen, wir haben sie gelassen. Sie schickte uns um 10.00Uhr in Richtung Main Camp im Park. Da waren wir dann auch und haben unseren Guide abgeholt, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe. Auf halber Strecke durch das Reservat bat er uns zu stoppen. Er müsste sich umziehen aus Respekt vor dem Volk, dass wir besichtigen. Hä??? Er ging in Safarioutfit dahin und kam in nem Laken und mit nem Fuchsschwanz vor dem Po zurück. Hihi. Leider hatten Angelika, Maaike und ich kurze Hosen an. Das war nicht wirklich passend. Wir bekamen also rote Tücher mit dem König Swazilands drauf um die Hüften geschnallt. Sexy deluxe. Als Frau zeigt man nicht soviel Bein und aus Respekt schon mal sowieso nicht. Weitere 5 Minuten und wir kamen an. Unter einem Baum in der Mitte des Dorfes wurden wir Touristen abgestellt. Unser Guide ist hinter einen Bambuszaun gegangen, um mit dem Chef des Dorfes zu sprechen. Hää??? Nach 10Minuten (ich kann euch sagen, wir standen da wie Trottel. Hate der uns schön im Schatten geparkt. Hatten Tücher um mit dem König drauf, dieser zierte also meinen Popo... Bescheuert) kam unser Guide zurück und sagte, dass die noch alle Vorbereitungen treffen und der Chef des Volkes nicht da ist, da wir zu früh sind. Wir würden also die Rede von jemand anderem bekommen. Hää?? Aber als artiger Tourist, latscht man ja hinterher. Wir also im Entengang durch den Bambuszaun in die Mitte des Dorfes. Ohne Flachs, das ist wie im Fernsehen gewesen. Kleine hübsche Strohhütten, unfassbar viele Kinder in Reih und Glied. Richtig, das habe ich vergessen: Wir mussten vorher noch Wörter auswendig lernen. 'Hallo' Und 'mir geht’s gut, wie geht es dir' in Swaziländisch :) Hab ich auch getan, aber jetzt schon wieder vergessen.
Mussten allen Kindern die Hand schütteln und diese Wörter sagen.
Dann durften wir Platz nehmen und das Programm is gestartet. Ein Theaterstück der allerfeinsten Art. Ich habe gesessen, geflochten, Wörter gelernt, selbstgemachte Kochutensilien des Stamms befühlt und getanzt. Jawohl. Ich habe getanzt. Wie eine junge Swazigöttin! Ich könnte das alles hier beschreiben, aber ich denke, alle Fotos sagen mehr als tausend Worte. Auf jeden Fall nen Erlebnis, dass man niemals wieder vergisst. Definitiv.

Danach den Weg durch den Park wieder zurück. Auf dem Rückweg um unseren Guide abzusetzen, haben wir an einem See Stop gemacht, denn wir sahen Krokodile. Ich habe Krokodile gesehen! Ein echtes, großes, langes Krokodil. Und nicht zu vergessen, dass man immer im Abstand von 5m Zebras, Gnus.... sah, wenn man durch den Park gefahren ist. Das schlimme ist, das wir so normal, wenn man das die ganze Zeit hat. Unser Ziel war: lunchen. Also aus dem Reservat raus. Dauerte nur 30Minuten. Schnell gemacht! Haben dann auch was gefunden und dann tatsächlich auch ein bisschen von Swaziland gesehen. Wunderschön und soviel entspannter als Südafrika.

Wieder zurück ab in den Pool, denn um 18.00gabs schon wieder Essen. Haben wir beim Hostel bestellt. Man gab uns jeweils 3Portionen auf einem Teller. Hatte lange nicht mehr so ein Bauchweh. Kann ja aber auch nicht aufhören. Verzwickte Situation. Abends haben wir am Lagerfeuer gesessen und den Tieren zugehört. Es ist schwer, dass alles zu beschreiben, an Menschen die das nicht gesehen haben... Man sitzt da und hört ne Menge Tiere, die man sich so bei Afrika vorstellt, Geräusche machen. Hapüh.



SONNTAG
Wecker klingelte um 6.45Uhr. Ist bloß keiner wach geworden. Haha. Also mit etwas Verspätung um 7.05Uhr ausm Bett. (Mama, ich werd hier nen Frühaufsteher) Hatten um 8.00Uhr nen Termin am Main Camp: Safari auf nem Pferd. Spitzen Plan. Waren auch nur 38Grad. Das war so heiß, dass man nich geschwitzt hat, weil der Schweiß gleich wieder verdampft ist. Viel zu spät unfassbar schnell Frühstück reingestopft und anschließend zum Main Camp. Habe zwischenzeitlich schon überlegt einfach nackt zu reiten. Es war einfach zu warm. Aber die Pferdesafari stand. Mein Pferd is 'Moon'.Ich mag ja kreative Namen.... Unfassbar langsamer Gaul. Ich hatte Nachsicht, weil es so warm war. Aber dass wir jedes Mal 30m hinter Angelika und Yannick waren, die beide nicht reiten können, habe ich dann doch persönlich genommen. Maaike hatte keine Wahl. Ihr Pferd war ne Zicke und musste als letzt, weil die sonst alle anderen ärgert. Ich rate aber definitiv jedem an: Macht ne Safari aufm Pferd. Egal, ob man Pferde mag oder nicht, aber man querfeldein und wieder aus reiten. Man sieht alles so viel anders und schöner, als mit dem Auto. Unfassbar, Nach 90min hatte ich aber die Faxen dicke und mein Pferd auch. Uns war warm. Nach zwei Stunden waren wir zurück am Main Camp und ich ein Schatten meiner selbst. Mit nur noch einem Ziel, bevor wir den Heimweg antreten mussten: Swimming Pool. Haben wir auch gemacht. War anders nicht zu ertragen. Da habe ich doch tatsächlich hübsch im Swimmingpool geplanscht mit ner Aussicht über nen Naturreservat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in Deutschland nicht Klaustrophobie krieg.... Habe übrigens auch meine Arschbombe, früher legendär, heute ein bisschen eingerostet, geübt. Klappt wieder fantastisch. Hab allerdings vergessen, wie weh das tut, wenn einem Wasser in die Nase und rauf ins Gehirn schießt.

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